Freitag, 3. April

Schabbat

Mit dem zweiten sichtbaren Stern am Abendhimmel beginnt für Juden am Freitagabend der Schabbat - der Ruhetag.

Ein Tag, an dem man nicht arbeiten soll, an dem das Leben stillsteht und die Menschen Zeit haben für sich, füreinander, für Gott. So wie es Gottes Gebot sagt im 2. Buch Mose.

Ein arbeitsfreier Tag! Was für ein unglaubliches Geschenk Gottes an seine Menschen.

So etwas gab es zur damaligen Zeit in keiner anderen Kultur der Welt. Bis heute gibt es das in vielen Kulturen nicht. Und auch bei uns wird es immer wieder in Frage gestellt. Ein arbeitsfreier Tag, der zudem noch Knechte und Mägde, Untergebene, Angestellte und Ausländer einschließt. Was für eine Revolution!

In diesen Tagen von Corona klaffen die Extreme auseinander: Einige Menschen - vor allem in den medizinischen Berufen und in der Pflege - haben so viel zu tun, dass sie von einem freien Tag nur noch träumen können. Andere haben mehr freie Zeit, als ihnen lieb ist, und bangen um ihre Existenz.

Pastorin Dr. Uta Blohm aus Kleefeld hat ein Gedicht der amerikanischen Lyrikerin und Pastorin Lynn Ungar für uns übersetzt und grüßt uns heute mit den Worten dieses Gedichts.

Pandemie

Was, wenn du sie so betrachtest,
wie jüdische Menschen den Sabbat sehen.
Die heiligste, besondere Zeit.
Höre auf zu reisen.
Höre auf zu kaufen und zu verkaufen.
Verzichte darauf, nur jetzt,
die Welt zu verändern.
Singe. Bete. Berühre nur die, denen du dich für dieses Leben verpflichtet hast.
Lass dich nieder in dir.

Und wenn dein Körper zur Ruhe gekommen ist,
suche Nähe mit deinem Herzen –
wissend, dass wir miteinander verbunden sind,
auf eine Art und Weise, die erschreckend und schön zugleich ist.
(Das ist nun nicht mehr zu leugnen.)
Wissend, dass unsere Leben voneinander abhängen.
(Das ist nun wirklich klar geworden.)

Suche keine Nähe mit deinen Händen.
Suche Nähe mit deinem Herzen.
Suche Nähe mit deinen Worten.
Suche Nähe mit allen Arten des Mitgefühls,
die unsichtbar, dort berühren, wo Worte versagen.

Versprich dieser Welt deine Liebe –
in guten und in schlechten Tagen,
in Krankheit und Gesundheit,
solange wir leben.

Wochentags im Jerusalemer Suq.

Fotos: ©Viola Chrzanowski