Unser heutiger "Gruß von der Kirchengemeinde" stammt von Pastor Dr. Gunther Schendel. Er wohnt seit zwei Jahren in Kleefeld und ist wissenschaftlicher Referent am Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD. Eigentlich hätte Herr Dr. Schendel heute mit uns den Gottesdienst in Nikodemus gefeiert. Wir freuen uns, dass er - da dies nun leider nicht möglich ist - stattdessen hier einen Gruß für uns hat.
Der Ablauf des Gottesdienstes wurde gestaltet von Ehrenamtlichen aus unserer Gemeinde: von Veronika Deneke und Michael Jaursch, beide Mitglieder des Beirats der Kirchengemeinde.
Lassen Sie für sich die Glocke der Nikodemuskirche läuten!
Unser Kantor Dietmar Zeretzke spielt für uns den Choral "Tochter Zion" als Orgelvorspiel.
Ein Adventslied mitten in der Passionszeit? Der Text lässt die Verbindung zwischen Advent und Palmsonntag erahnen: "Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir, ja er kommt, der Friedefürst. ... Hosianna in der Höh! Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk!"
Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte
und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN,
dass ich verkündige all dein Tun.
Psalm 73, 28
Auch in unserem ersten Lied klingt die Verbindung zwischen Advent und Passion an. Hören Sie die Orgelmusik, lesen Sie die Texte, summen oder singen Sie mit, wenn Sie mögen!
1. Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen,
o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissend sei.
2. Dein Zion streut dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen,
so gut es kann und weiß.
5. Nichts, nichts hat dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben,
damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen,
so fest umfangen hast.
Jesus kommt in die Stadt: Darum geht es heute, an Palmsonntag. Aus Freude reißen die Menschen Palmwedel von den Bäumen. Nach ausgelassener Freude ist vielen von uns wahrscheinlich nicht zumute. Zu ernst sind die Nachrichten jetzt in den Zeiten von Corona. Dazu kommen die Ausgangsbeschränkungen, die unser Alltagsleben in ganz ungewohnter Weise verändern und einengen. Wie können wir trotzdem Weite erfahren? Darum geht es in den Texten und Liedern dieses Sonntages.
Ein schönes Lied für diesen Sonntag erzählt die Geschichte, wie Jesus in die Stadt einzieht. Falls Sie kein Gesangbuch zur Hand haben, können Sie den Text hier mitlesen.
Diese unbeschwerte Bild hat mit unserer aktuellen Situation ganz wenig zu tun. So scheint es jedenfalls auf dem ersten Blick.
Aber was mich aufhorchen lässt, ist der Ruf der Menschen da am Stadttor von Jerusalem. Sie schreien nicht nur: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“. Sondern vorher rufen sie mindestens genauso laut: „Hosianna! Hilf uns doch!“ (Johannes 12,13).
Mit diesen Worten lassen sich viele der Gebete zusammenfassen, die Menschen jetzt in diesen Zeiten von Corona formulieren. Wenn wir auf die Gebetsplattform „Coronagebet“ gehen, dann geht es immer wieder um diese Bitte: „Hilf doch!“. Hilf den Ärztinnen und Ärzten! Hilf den Menschen, die erkrankt sind. Hilf denen, die jetzt besonders gefährdet. Sei bei den Sterbenden.
Aber das Wort Hosianna meint mehr als das allgemeine „Hilf doch!“ Wörtlich bedeutet es: „Mach das Enge weit! Löse den Riegel der Angst“.
Damit rückt dieser Ruf ganz nah an uns und die heutige Situation heran. Viele haben Sorge um ihre Liebsten, die sie jetzt nicht besuchen können, Angst um die eigene berufliche Zukunft. Anderen ist es ganz wörtlich „zu eng“ in ihren eigenen vier Wänden. Sie merken vielleicht, dass sie immer nur um sich und ihre eigenen Gedanken kreisen.
Mach das Enge weit! Paradoxerweise beginnt mit der Karwoche eine Zeit, in der Jesus immer mehr Enge und Angst auf sich nimmt.
Eben noch hat er mit seinen Freundinnen und Freunden draußen im Dorf Betanien beim Essen zusammengesessen, und jetzt begibt er sich in die Enge der Stadt. Hier lauern seine Gegner. Hier wartet auf ihn der Tod. Am Ende wird er neben zwei anderen Menschen gekreuzigt – Jesus ganz an der Seite der Menschen.
In dieser Woche versuchen wir zu verstehen, wie Jesus gerade so das Enge weit gemacht hat und die Angst mitträgt. Am Ende der Woche feiern wir das offene Grab, den weggerollten Stein; dieser Stein konnte dem Leben einfach nicht im Weg stehen.
Vielleicht spüren wir dann, wie unser Herz wieder weit wird und wir auch die Enge unserer Wohnung mit Gottes Weite füllen können. Diese Weite möge uns ausdauernd und erfinderisch machen.
Bild: Bildtafel aus dem Melisende-Psalter
Ein passendes Lied darüber, wie das Enge weit wird.
Den Text und die Noten finden Sie hier.
Wir hören von einer Frau mit weitem Herzen, die Jesus in Betanien mit ihrer erfinderischen Großzügigkeit überrascht hat.
Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Wir hören oder singen mit Unterstützung der Orgel drei weitere Strophen von dem Lied "Wie soll ich dich empfangen".
6. Das schreib dir in dein Herze,
du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häuft je mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet
die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.
7. Ihr dürft euch nicht bemühen
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen,
die ihm an euch bewusst.
8. Auch dürft ihr nicht erschrecken
vor eurer Sünden Schuld;
nein, Jesus will sie decken
mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern
zu Trost und wahrem Heil,
schafft, dass bei Gottes Kindern
verbleib ihr Erb und Teil.
Jetzt ist es schwer, du Herr, bist mehr,
du sagst, es fällt ein Korn tief in die Erde,
damit es groß und blühend werde.
Jetzt ist es schwer, du Herr, bist mehr,
du sagst, ich bin bei euch, weil ich jetzt gehe,
ich will, dass ich euch wiedersehe.
Jetzt ist es schwer, du Herr, bist mehr,
du sagst, ich bin im Geist an allen Orten,
ich bin bei euren neuen Worten.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigem.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht
über dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Als Orgelnachspiel hören wir eine Bearbeitung des Wochenliedes "Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken" von Johannes Brahms, gespielt von Dietmar Zeretzke. Mit diesem Lied gehen wir unter dem Segen Gottes in die Passionswoche.