Mitten in der Woche einmal durchatmen. Mitten am Tag ein Moment Stille. Ein Freiraum - für mich und für Gott.
Das ist die Idee hinter unserer Andachtsreihe "Freiraum am Mittag". Ehrenamtliche gestalten diese kleine stille Andacht jeden Mittwoch um 12 Uhr in der Petrikirche. Die heutige Andacht wurde gestaltet von Gabriele Schliep.
Auch diese Andacht kann - wie alles andere - zur Zeit nicht in der Kirche stattfinden. Wir laden Sie ein, sie für sich zu feiern, allein oder mit den Menschen in Ihrer Hausgemeinschaft!
Suchen Sie sich einen Platz, an dem Sie möglichst ungestört sind.
Vielleicht mögen Sie sich eine Kerze anzünden.
Wenn Sie ein Kreuz zur Hand haben, stellen oder legen Sie es dazu. Oder legen Sie ein Kreuz aus Zweigen von einem Spaziergang.
Fotos: Dieter Schwandt
Mittags um 12 Uhr läuten die Glocken.
Lassen Sie für sich die Glocken der Petrikirche läuten.
Unser Kantor Dietmar Zeretzke spielt für uns an der Orgel der Petrikirche eine Choralbearbeitung des Wochenliedes "Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken" von Johannes Brahms.
In der Mitte der Woche, in der Mitte des Tages halten wir inne. Wir schaffen uns einen Freiraum zum Stillwerden und Beten.
Der Friede Gottes sei mit uns. Amen.
Hören Sie zu, singen Sie oder summen Sie mit!
Wir befinden uns in der Karwoche, früher auch „stille Woche“ genannt, heute „still“ in ganz anderer Weise, ungewohnt, ungewollt. Doch die Wochentage verlaufen wie einst:
Morgen ist „Gründonnerstag“, der Tag des ersten Abendmahls. Dann folgt der „Karfreitag“, der Gedenktag des Todes Jesu. In England der „Good Friday“, weil Jesus zum Guten für uns Menschen gestorben ist, wie die frühe Christenheit es bezeugt hat. Dann Karsamstag, der mit dem „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ unseres Glaubensbekenntnisses verbunden ist.
Zwei Tage ohne Glocken, ohne Altarschmuck, das „Halleluja“ schweigt schon seit Wochen. Zugleich, inmitten des Schweigens, baut sich eine Spannung auf: Wir erwarten Ostern, das Fest der Auferstehung, die Freude über das neue Leben!
In den Herrnhuter Losungen für heute, den 8. April 2020, lese ich:
»Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.«
So betet David in Psalm 51 Vers 14.
Und im Evangelium nach Johannes, Kapitel 16 Vers 20, lese ich dazu die Verheißung:
»Eure Traurigkeit soll zur Freude werden.«
Beides sind Worte zum Nachsprechen, ganz langsam:
»Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.«
»Eure Traurigkeit soll zur Freude werden.«
In der Zeitschrift Andere Zeiten habe ich eine Legende nach Adalbert von Chamisso (1781-1838) mit dem Titel »Déjà vu« gefunden:
»Ein Mensch beklagt sich bei Gott, er habe ein zu schweres Kreuz zu tragen, - und findet Gehör. Gott zeigt ihm das Zimmer, in dem alle Kreuze der Menschen stehen, und sagt: ›Du kannst dein Kreuz tauschen und dir ein anderes aussuchen.‹ Der Mensch durchstöbert den Raum und findet ein angenehmes, dünnes Kreuz. Doch bei näherem Hinsehen ist es ihm zu lang. Dann stößt er auf ein ganz kleines Kreuz, aber als er es aufheben will, ist es schwer wie Blei. Das nächste Kreuz, das ihm gefällt, legt er auf seine Schulter, stellt jedoch sofort fest, dass es eine scharfe Spitze hat, die ihm wie ein Dorn ins Fleisch dringt. So sortiert er Kreuz für Kreuz aus, weil jedes etwas Unangenehmes hat. Als er fast alle Kreuze angesehen und geprüft hat, stößt er auf ein Kreuz, das versteckt hinten in der Ecke steht. Das ist nicht zu schwer, nicht zu leicht, nicht zu schmerzhaft – irgendwie ist es so richtig handlich: Wie geschaffen für ihn! Dieses soll sein neues Kreuz werden. Er schaut es noch näher an. Da merkt er: Es ist das Kreuz, das er auch bisher getragen hat.«
Gott - im Himmel und auf Erden:
Wir ängstigen uns, doch du lässt uns nicht verzweifeln.
Wir sind enttäuscht, doch du lässt uns nicht bitter werden.
Wir fallen tief, doch du lässt uns nicht liegen bleiben.
Wir erleben, wie unsere Kräfte schwinden, doch du lässt uns nicht umkommen.
Wir sorgen uns um die Zukunft, doch du gibst uns Zuversicht über unsere Lebenszeit hinaus.
Wir kennen deinen Weg mit uns nicht, doch dir können wir vertrauen.
Noch wenn du dich verbirgst, bist du uns nah und führst uns zum guten Ziel.
Wir lassen uns anblicken von Jesus am Kreuz und spüren deine Liebe. Amen.
Wir beten mit den Worten, die wir Jesus Christus verdanken:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigem.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Wo Sie auch sind, wohin Sie auch gehen, was Sie auch tun, was auch geschehen mag:
Bleiben Sie behütet! Bleiben Sie bewahrt!
Gottes Segen erfülle unser aller Herz und Sinn! Amen.