Dienstag, 21. April

Frühjahrsputz im Bücherregal

Sind Sie auch am Aufräumen? Vom Keller bis zum Dachboden, viele sind im Moment am Ausmisten und Aufräumen – man ist ja sowieso zuhause, da kann man die Zeit gut mal für einen gründlichen Frühjahrsputz nutzen!

Beim Aufräumen stößt man manchmal auf die merkwürdigsten Sachen, die man schon lange nicht mehr in den Händen gehabt hat.

Vielleicht ist Ihnen beim Abstauben des Bücherregals die alte Familienbibel in die Hände gefallen? Sie schlagen sie auf und lesen: "… überreicht zum gesegneten Gebrauch", dann die Namen und das Traudatum Ihrer Großeltern. Sie blättern ein wenig darin… und fragen sich: Müsste man die Bibel nicht eigentlich mal im Ganzen gelesen haben - ?

Der erste Versuch

Mir haben immer wieder Menschen erzählt, dass sie sich das vorgenommen haben und es versucht haben. Mit großem Elan gingen sie an die Sache heran.

Für einige kam schnell der erste Dämpfer: das Schriftbild.

Die alte Frakturschrift in der Traubibel der Großeltern… sie sieht zwar schön und altehrwürdig aus, aber sie ist doch recht mühsam zu lesen.

Andere hatten eine kleine, handliche Bibel – schön zum Mitnehmen für unterwegs, aber mit dementsprechend winziger Schrift.

Wieder andere taten sich schwer mit der altertümlich klingenden Sprache Martin Luthers.

Gönnen Sie sich mal was!

Mein Tipp: Gönnen Sie sich mal eine neue Bibel oder lassen Sie sich eine schenken! Die Buchhandlungen haben ja nicht wirklich geschlossen; sie nehmen gerne Bestellungen an und liefern auch in dieser Zeit Bücher.

Bibeln gibt es in allen Preisklassen. Es muss nicht die teuerste, in echtes Leder eingebundene mit Goldschnitt sein. Wichtig ist, dass es eine ist, mit der Sie gut klarkommen.

Mit einem ansprechenden Schriftbild und angenehm großen Buchstaben macht das Lesen gleich viel mehr Freude.

Und eine gut verständliche Übersetzung sollte es sein. Wer mit Martin Luther nicht so gut klarkommt, der kann es mal mit der "Hoffnung für alle" oder mit der "Basisbibel" versuchen.

Es gibt im Internet eine sehr hilfreiche Seite namens "Bibleserver", wo Sie verschiedene Übersetzungen miteinander vergleichen können. Probieren Sie es mal aus und finden Sie "Ihre" Bibelübersetzung!

Wo fängt man an?

Nun hat man also eine schöne neue Bibel. Wo fängt man an? Klar, vorne natürlich - -

Da kommt im 1. Buch Mose als erstes die Schöpfungsgeschichte. Dann die Geschichten von Abraham und seinen Nachfahren. Die Josefsgeschichte liest sich sogar richtig spannend.

Auch das 2. Buch Mose – die Geschichte von der Sklaverei in Ägypten, die Flucht und die Wüstenwanderung – liest sich noch recht flüssig.

Aber dann kommt das 3. Buch Mose. Lange Listen von Gesetzen und Bestimmungen. Für die Menschen damals wahrscheinlich sehr wichtig, für uns heute dagegen eher zäh zu lesen. Das ist der Punkt, wo viele ihren Schwung beim Bibellesen verlieren.

Was hilft dagegen? Die Erkenntnis, dass die Bibel nicht gelesen werden will wie ein Roman oder wie ein Krimi. Bei der ersten Seite anfangen und bei der letzten aufhören funktioniert bei der Bibel nicht so gut.

Aber wie denn dann?

Ein Bibelleseplan ist die Lösung. Der teilt die Bibel ein in handliche Stückchen für jeden Tag.

Denn mit dem Bibellesen ist es wie mit dem Sport oder wie mit dem Lernen eines Musikinstruments: Jeden Tag eine Viertelstunde bringt auf die Dauer mehr als einmal ganz viel am Stück und dann monatelang gar nichts.

Eine gute Aufteilung bietet zum Beispiel der Ökumenische Bibelleseplan. Jeden Tag ein kurzer überschaubarer Abschnitt – und man kommt in vier Jahren einmal durchs ganze Neue Testament und in acht Jahren durch die gesamte Bibel. Den Plan gibt es kostenlos zum Herunterladen oder auch als App.

Wem vier bzw. acht Jahre zu lang erscheinen, kann die Sache auch ehrgeiziger angehen: Es gibt Pläne, mit denen kommt man in einem Jahr einmal durch die gesamte Bibel. Auch diese Pläne gibt es in Buchform oder zum Herunterladen.

Interessant ist auch die Möglichkeit, die tägliche Bibellese als kostenlosen Podcast zum Hören zu abonnieren. Eine wunderbare Möglichkeit, langweilige Autofahrten sinnvoll zu nutzen oder beim Joggen oder beim Hausputz etwas Gutes zu hören.

Manchen hilft es auch, zu ihrem täglichen Bibeltext ergänzend eine kleine Erklärung lesen zu können. Solche gibt es zum Beispiel vom Bibellesebund oder von anderen Verlagen.

Ein schönes Ritual

Entwickeln Sie fürs Bibellesen Ihr eigenes Ritual. Suchen Sie sich dafür eine Tageszeit und einen Ort, wo Sie möglichst ungestört sind.

Lesen Sie den Bibeltext in Ruhe durch.

Vielleicht fällt Ihnen beim Lesen etwas auf. Eine Frage. Oder ein Satz, den Sie besonders wichtig finden. Ein Gedanke, der Sie tröstet.

Oder etwas, das Sie nicht verstehen. Vielleicht auch etwas, worüber Sie sich ärgern.

Machen Sie sich ruhig kleine Notizen. Ein Fragezeichen, ein Ausrufezeichen oder eine kleine Randnotiz.

In ein Extrabüchlein, wenn Sie mögen. Oder ruhig in Ihre Bibel selber.
Sie verträgt das. Sie will ein lebendiges Buch sein, kein Museumsstück.

Lassen Sie den Bibeltext ein paar Minuten in der Stille auf sich wirken.

Abrunden können Sie diese persönliche Zeit mit einem Gebet und dem Vaterunser.

Auch einen kleinen Segen können Sie für sich und für alle, die Ihnen am Herzen liegen, sprechen.

 

Gibt es einen schöneren Weg, in den Tag zu starten, als mit dem Wort Gottes und einem Segen?

Viola Chrzanowski, Pastorin

Fotos: www.gemeindebrief.de