Heute haben wir für Sie eine Andacht in der Osterzeit von Pastor i.R. Hans Joachim Schliep. Aber vorab grüßen wir Sie wie immer mit dem Losungswort zum heutigen Tag und laden Sie auch heute ein, den Textabschnitt aus der Bibel nach dem Ökumenischen Bibelleseplan zu lesen:
Alle, die heute nicht zum Gottesdienst kommen können, laden wir ein, mit Herrn Pastor i.R. Hans Joachim Schliep diese häusliche Andacht zu feiern. Stellen Sie sich gerne eine Kerze, ein Kreuz und vielleicht eine Blume bereit.
Und da wir heute in der Petrikirche Gottesdienst feiern, lassen Sie zu Beginn die Glocken der Petrikirche für sich läuten!
Noch ist Osterzeit! Und so hören wir zu Beginn noch einmal das Lied "Christ ist erstanden", gespielt von Dietmar Zeretzke an der Orgel der Petri-Kirche.
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Ostern geht bis Himmelfahrt. In den Anfängen der Christenheit war es ein und dasselbe Fest. Erst im Lukas-Evangelium (80 bis 90 n. Chr.) werden beide Feste unterschieden. Deshalb wird es in dieser Andacht wieder um Ostern gehen.
Gott – im Himmel und auf Erden,
du ewiges Licht der Welt!
Auch uns rufst du in dein Licht,
doch hält Finsternis uns noch fest.
Weck uns auf aus dem Dunkel der Nacht.
Führe uns hinein in den hellen Tag.
Lass uns leben in deinem Licht,
wachsen auf Jesus Christus hin.
Amen.
Epheser 5,14b+8-9
»Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten. Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.«
In der Andacht von Herrn Pastor Schliep geht es um ein Bild von Alfred Manessier aus dem Jahr 1948/49 mit dem Titel "AUFERSTEHUNG".
Aus urheberrechtlichen Gründen dürfen wir diese Farblithographie hier leider nicht abdrucken. Sie können sie aber hier ansehen:
Heute haben Sie die Möglichkeit, die Ansprache von Herrn Pastor Schliep zu hören - von ihm selber gesprochen - oder zu lesen.
Zum Anhören klicken Sie bitte hier:
Ansprache zu Alfred Manessier: Auferstehung
Warum sollte ich Sie noch bitten, sich dieses Bild anzuschauen?! Sie werden es schon längst getan haben! Vielleicht sind Sie so fasziniert von den Farben und Formen und der Energie, die es ausstrahlt, wie ich. In der Kirche ›Unser Lieben Frauen‹ in Bremen können Sie wunderbar farbige Glasfenster von ihm betrachten.
Dieses Gemälde stammt aus dem Zyklus »Passion-Ostern« des französischen Malers Alfred Manessier (1911-1993). Woher ich es genau habe, weiß ich nicht mehr; ich habe es in alten Unterlagen für den Konfirmations-Unterricht gefunden.
OSTERN ist eine Eruption.
OSTERN sprengt alles.
OSTERN schleudert alles Dunkle, Finstere an den Rand.
OSTERN bringt das Licht selbst ans Licht.
OSTERN bedeutet Wärme (orangen), Liebe (rot), Reinheit, Wahrheit und Hoffnung (weiß).
OSTERN vergegenwärtigt Gott; denn das Weiß symbolisiert auch Gottes Präsenz und hält doch das Gebot ein, sich von Gott kein Bild machen zu sollen. So sehr wir Menschen Gottes Ebenbilder sind, Gott ist nicht das Ebenbild von uns Menschen, sondern mitten im Leben der ganz Andere, jenseits mitten im Diesseits (nach D. Bonhoeffer).
OSTERN führt uns in der Tat hinaus über unsere Vorstellungen. Denn wie sollen wir uns eine »Auferstehung«, Paulus spricht eigentlich von »Auferweckung«, vorstellen? Dieses möglich gewordene Unmögliche, dieses Unverrechenbare, mit dem wir – Gott sei’s gedankt – seit OSTERN rechnen dürfen in Zeit und Raum und darüber hinaus!
Wir haben in dieser Andachtsreihe einige Bilder gesehen, die das dramatisch-umwerfende Geschehen OSTERN veranschaulichen – und ergreifende, erschütternde und tröstende Worte dazu gehört. Dafür bin ich dankbar. Doch kommt mir persönlich OSTERN noch viel näher, dringt die Osterbotschaft mir viel tiefer in Herz und Sinn, weckt und erweckt sie mich am meisten, wenn ich Farben sehe statt Figuren. Farben und Formen, auch wenn, ja gerade weil die von Alfred Manessier fließende, offene, gleichsam bewegliche Ränder haben.
Das Unanschauliche mag ich nicht in Anschauung bannen. Die Botschaft von Jesu »Auferstehung« geht zu weit über mich hinaus, als dass ich sie irgendwie fassen, anschauen könnte. Doch gerade im Unanschaulichen leuchtet sie hell: die Dynamik, die Energie des Ostergeschehens. Die Kreativität, die alles verwandelt und alles in einem neuen Licht erscheinen lässt, im Licht der Verheißung!
»Auferstehung«, »Auferweckung« bedeutet »Neue Schöpfung«! Also Schluß mit dem »Seufzen der Kreatur«, die - wie in Geburtswehen sich windend - »wartet auf die herrliche Freiheit der Kinder Gottes« (Römer 8,18ff): Lassen wir uns von »Christus erleuchten«, »wandeln wir als Kinder des Lichts« (Eph 5,14b+9)?! Oder verstecken wir uns lieber im Finsteren, eingegraben in unsere Gewohnheiten und Vorurteile, verschlossen für den Ruf, die Berufung zum Leben in Verantwortung vor Gott und Hingabe an unsere Nächsten?!
Meine frühere Konfirmandin Katja J. ist promovierte Astrophysikerin. Sie hat sogar einen unbekannten Stern mitentdeckt. Doch trotz ihrer vielen guten Argumente dafür bin ich skeptisch gegenüber der Urknall-Theorie. Mir leuchtet die astrophysikalische Theorie des Sichzusammenziehens-und-wieder-Ausdehnens des Alls mehr ein. Doch wie auch immer wir uns die Weltentstehung vorstellen, die Dynamis im Eruptiven und die Energie im Evolutiven ist unermesslich und unbeschreiblich.
Für diese Wirk- und Werdekraft weiß ich - in religiöser Sprache - keinen ausdrucksstärkeren Namen als GOTT. Das Wunder der Schöpfung ist so überwältigend wie das Wunder der Neuen Schöpfung.
Alfred Manessiers explodierende Ostersonne vermittelt davon eine Ahnung. Sein Bild »Auferstehung« ist mein ganz persönliches Osterbild.
Amen.
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Dietrich Bonhoeffer, zitiert nach Ev. Gottesdienstbuch, S. 540
Du Gott, der du uns nah bist in Jesus Christus,
der unser Licht ist, unser Weg, unsere Wahrheit,
unser Leben, Sterben und Auferstehen:
Stelle uns in das Licht deiner Liebe.
Gib uns Augen für unsere Nächsten in der Nähe und Ferne,
woher sie auch kommen, wo sie auch sind, wohin sie auch gehen.
Gib uns Augen für die Zukunft unserer Kinder
und für uns selbst, dass wir uns selbst besser verstehen
und unsere Hoffnung stets eine Spur stärker ist als unsere Furcht.
Gib uns allen guten Rat, dass wir in dieser Pandemie
die nächsten Schritte mit Bedacht und Zuversicht gehen,
nicht in nationalen Alleingängen und Konkurrenzen,
sondern in Kooperation miteinander neue Lösungen
in Wissenschaft und Wirtschaft entwickeln.
Wir bitten dich besonders für Frauen und Männer,
die in Kliniken, Pflegeheimen, häuslicher Pflege und auf Transportwegen
sich für die einsetzen, die besonders gefährdet sind.
Alles, was wir auf dem Herzen haben, fassen wir in die Worte,
die Jesus uns gegeben hat:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigem.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Bleiben Sie im Segen Gottes behütet und bewahrt an Leib und Seele!
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft
des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Amen.
Fotos: Viola Chrzanowski